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Jakobsmuschel und Wanderschuhe

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Windmühle Camino Portugués

Reisebericht Camino Portugués por la Costa

Schon länger hatte ich mich mit dem Gedanken getragen, einmal den Camino in Portugal zu laufen – nur welchen?

Die Entscheidung wurde mir abgenommen, denn ich entschloss mich mit einer geführten Reisegruppe das Abenteuer zu wagen.

Dann ging alles ganz schnell. Unsere Wandergruppe traf sich zum Kennenlernen bei einem Informationsabend in unserem Reisebüro. Frau Susanne Otto stellt uns unsere Wanderung mit Hilfe eines kleinen Films vor und übergab uns eine Mappe, in der sie liebevoll alle wichtigen und notwendigen Informationen zusammengestellt hatte. Wir waren uns alle gleich sympathisch und mit Susanne hatten wir eine tolle Reise-/Wanderleiterin an unserer Seite.

Jetzt konnte es losgehen. Mit Lufthansa flogen wir von München nach Porto und unser Transfer brachte uns zu unserem Hotel. Das war echt spitze und lag im Zentrum in unmittelbarer Nähe des Flusses. Wir hatten den ganzen restlichen Tag zu unserer freien Verfügung und machten auch gleich Porto unsicher. Während einer Stadtrundfahrt verschafften wir uns erst einmal einen Überblick, um dann später die Stadt zu Fuß zu erkunden. Porto ist eine wunderschöne Stadt mit alten und neuen Elementen, die sich harmonisch ergänzen. Über kleine verwinkelte Gässchen ging es dann stetig bergan, bis wir die Kathedrale erreichten. Hier wurden wir mit einem fantastischen Ausblick über Porto belohnt. Später holten wir uns noch den ersten Stempel für unseren Pilgerpass. Der Bummel durch die Stadt und an der Promenade entlang, ließ uns fast die Zeit vergessen. Später überquerten wir eine der vielen Brücken über den Fluss Douro und besuchten ein typisches kleines Restaurant mit superleckerem Essen und recht gehaltvoller Sangria. Ein echter Geheimtipp von Susanne. Und wie extra für uns bestellt, machte ein Straßenmusiker noch klasse Musik dazu. Es war eine so herrliche Atmosphäre richtig mediterran!

Mit kleinem Wandergepäck, aber mit großen Erwartungen starteten wir am nächsten Tag unseren Camino. Der Transferbus brachte uns einige Kilometer durch die Stadt bis zum Strand. Hier war für uns der Einstieg auf den Camino Portugués-Küstenweg. Es war ein sonniger Tag mit angenehmen Temperaturen, das Startfoto war gemacht und so wanderten wir voller Energie los. Unsere heutige Etappe sollte über 24 Km von Porto nach Vila de Conde führen. Doch schon nach einigen Kilometern wurden wir ausgebremst. Die Klappbrücke im Hafengebiet, über die wir das andere Flussufer erreichen sollten, war defekt. Aber unsere super Wanderleiterin Susanne hatte alles im Griff. Sofort kümmerte sie sich und etwas später fuhren wir mit einem Bus zum andern Ufer und unsere Wanderung konnte weiter gehen. Direkt am Strand war ein schöner Weg aus Holzbohlen angelegt und wir wurden darauf mit dem Schriftzug „Guten Weg – Buon Cammino“ begrüßt. Sie machten das Laufen sehr angenehm, jedoch gab es keinen Schatten und es wurde bis Mittag immer heißer. Einzig die Meeresbrise kühlte uns etwas. So langsam zog sich meine Wandergruppe auseinander. Jeder lief in seinem eigenen Rhythmus. Da es auch die Strände der Einheimischen und Urlauber waren, gab es viele kleine Einkehrmöglichkeiten, wo wir ausruhten und uns mit leckeren Snacks stärken konnten. Langgezogene Sandstrände und der ewige Blick auf das Meer mit seiner oft tosenden Brandung, machte diese Etappe kurzweilig. Alte Gebäude, Ruinen und ehemalige Leuchttürme konnte ich bestaunen – ebenso die Künste der Surfer, die die herrliche Brandung nutzten. Recht durchschwitzt kam ich an unserem ersten Wanderziel an. Noch schnell frisch gemacht und schon war ich wieder fit für den Abend, den wir alle gemeinsam in einer landestypischen Gaststätte ausklingen ließen.

Frisch erholt starteten wir die nächsten 28 km auf der Etappe von Vila de Conde nach Esposende. Wer denkt, direkt am Meer entlang ist es immer recht eben, täuscht sich. Einige Kilometer später führte mich der Weg über viele Treppen hinauf und dann wieder hinunter, um dann ins Hinterland abzubiegen, aber immer mit dem Blick aufs Meer. Mein Weg führte mich weiter durch kleine Örtchen mit freundlichen Leuten, die mir ein aufmunterndes Buen Camino wünschten. In einem Supermarkt – bei uns wäre es ein „Tante-Emma-Laden“ – kam ich mit einer älteren Frau ins Gespräch. Trotz unserer Sprachbarrieren konnte ich verstehen, dass sie auch schon in Santiago de Compostela war und mich bewundert, diesen ganzen Weg zu laufen. Dass ich diesmal nur bis A Guarda laufen würde habe ich natürlich nicht verraten! Ich merkte, die Landschaft veränderte sich leicht und es wurde leicht bergig und grüner. Ich war etwas einsam unterwegs, hatte ich mich vielleicht verlaufen? Aber nein, ich fand die gelbe Jakobsmuschel etwas versteckt – ich war richtig. Wahrscheinlich nur etwas schneller als die anderen. Ich war wieder auf dem Bohlenweg unterwegs, direkt am Meer und doch froh einige aus meiner Wandergruppe bei einer Einkehr wiederzutreffen. Gemeinsam liefen wir weiter. Unser Wanderweg führte uns weiter, weg vom Meer an Gemüsefeldern und Gewächshausplantagen vorbei. Fast angekommen konnte ich das Meer schon riechen und die Brandung hören, aber wir mussten noch eine schier endlose Straße entlanglaufen, ehe wir unser Strandhotel erreichten. Diese Etappe hatte es wirklich in sich, aber unser gemeinsames Abendessen in einem Strandlokal ließ alle Strapazen vergessen.

Die gestrigen Kilometer steckten mir noch in den Knochen, trotzdem freute ich mich auf die nächste Etappenwanderung von Esposende nach Viana do Castelo. Wieder schlappe 28 km waren zu laufen und sie sollten heute nicht nur am Meer verlaufen. Entlang der Strandpromenade gab es einige Sehenswürdigkeiten, manche als Mahnmal und andere als Kuriosum, z. Bsp. eine Bronzestatue als Geiger und die machte auch Musik! Irre! Über den Holzbohlenweg wanderten wir weiter am Meer entlang. Reste alter Windmühlen und Fischerhütten waren zu sehen. Schon nach einigen Kilometern ging es leicht bergan und unser Weg führte uns über Kopfsteinpflaster durch kleine Örtchen in ein großes Waldgebiet. Hier war es schön schattig und es duftete herrlich nach Eukalyptus. Über einen steilen und steinigen Anstieg erreichten wir eine weiße Kirche. Sie stand allein, mitten im Wald auf einem Berg. Hier holten wir uns wieder einen Stempel in unser Pilgerbüchlein. Über oft abenteuerliche Waldwege, die eher an ausgewaschene Flussbetten erinnerten und vorbei an historischen Wegweisern aus Kacheln erreichten wir eine kleine Kirche. Sie thronte mitten in einer Parkanlage auf einem Berg, den man nur über eine gigantisch lange Freitreppe erklimmen konnte. Es sah klasse aus, aber keiner von uns hatte noch Reserven für diesen Abstecher. Nach dem Abstieg, wieder Richtung Meer, gönnten wir uns eine wirklich lange Pause, denn wir hatte unser Ziel fast erreicht. Nur noch ein paar Kilometer, dann über eine sehr lange Brücke, immer mit Blick auf die Basilika hoch über der Stadt und wir waren angekommen. Jeder von uns freute sich wieder auf ein leckeres Abendessen und wurde auch hier nicht enttäuscht. Einige blieben noch auf ein Weinchen bei dem netten Wirt sitzen und die anderen machten noch einen nächtlichen Bummel durch die romantisch beleuchtete Altstadt.

Heute hatten wir eine etwas entspannte Etappe von nur 21 km vor uns. Unser Wanderweg führte uns von Viana do Castelo nach A Guarda erst am Meer entlang. Der Sandstrand wich einer steinigen Küste, aber auch diese hatte ihren eigenen rauen Charme. Auf den, aus dem Meer ragenden Felsen, konnten wir Muschelsucher beobachten, die bei Ebbe ihr Glück versuchten. Auch hier sah man wieder Windmühlen am Strand stehen. Der Weg war hier recht gut ausgebaut, deshalb kamen an uns auch immer wieder Radfahrer vorbei. Nach einer Rast in einem der letzten Strandbars bog unser Weg vom Strand ab und wir wanderten etwas bergauf, über steingepflasterte Straßen durch mittelalterliche Örtchen.

Hier schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Kleine verwunschene Steinkirchen und romantische Fleckchen säumten unseren Wanderweg und immer wieder gab es herrliche Ausblicke aufs Meer. Der Eukalyptuswald umfing uns mit seiner Ruhe, seinem Schatten und seinem besonderen Duft. Es war einfach schön. Hier konnte ich einfachmal die Seele baumeln lassen. Leider ist dieser Jakobswegabschnitt nicht besonders gut ausgeschildert und Einkehrmöglichkeiten sind kaum vorhanden. Aber dafür wird man von der Natur mehr als entschädigt. Wir wanderten wieder Richtung Meer und liefen durch ein Wohngebiet. Hier fiel uns ein besonders groß aufgemalter gelber Pfeil und die Jakobsmuschel auf. Er führte uns zu Carlos. Über seinen Balkon gab er uns selbstkreierte und liebevoll colorierte Stempel in unseren Pilgerpass. Er war richtig lustig und wünsche uns viel Durchhaltevermögen, denn auch er war schon auf dem Jakobsweg gewandert. Ich war gerührt über so viel Herzlichkeit. Weiter wanderten wir Richtung Caminha und am Horizont konnte ich schon den kegelförmigen Berg – unser heutiges Ziel in Spanien erkennen. Angekommen in der kleinen Stadt mit gut erhaltenem mittelalterlichem Stadtkern, dem schönen Hauptplatz mit seinem Wehrturm und dem Rathaus machten wir Rast. Ich leistete mir ein leckeres Eis und eine regionale Kuchenspezialität – man gönnt sich ja sonst nichts! Wegen des Niedrigwassers konnte die Fähre zwischen Portugal und Spanien heute nicht fahren. Normalerweise ist die Fähre stündlich nach Spanien unterwegs. So wurde es heute noch ein bisschen abenteuerlich. Kurzerhand stiegen wir in kleine Motorboote, die Taxi-Mar. In flottem Tempo navigierte uns, der junge Bootsführer um die hell schimmernden Sandbänke sicher ans spanische Ufer nach Galicien. Unser erster Kilometerstein verriet, dass wir nur noch 165 km von Santiago de Compostela entfernt waren. Bergan durch schattige Wälder und Hohlwege liefen wir die letzten wenigen Kilometer bis A Guarda unserem letzten Etappenziel. A Guarda empfing uns mit einer wunderschönen Bucht, in der Fischerboote sanft in der Sonne schaukelten. Wir hatten auch schon bald ein gemütliches lokal mit Blick auf diese Bucht gefunden und ließen den Rest des Tages entspannt ausklingen. Das Leben kann so schön sein!!!

Am nächsten Morgen war unsere Wanderreise nun leider schon wieder vorbei und unser Transfer brachte uns zurück nach Porto. Hier hatten wir nun den ganzen Tag zu unserer freien Verfügung und wir nutzten diesen Tag. Wir waren uns einig, die meisten Dinge gemeinsam zu tun. Also buchten wir die Brückentour per Schiff und schipperten entspannt auf dem Douro durch die 5 Brücken der Stadt, fuhren mit der Seilbahn hoch zum Kloster und liefen durch die historischen Viertel zurück ins Zentrum. In einer großen Markthalle kauften wir die typischen portugiesischen Mitbringsel für unsere Daheimgebliebenen ein und gönnten uns die eine oder andere regionale Köstlichkeit. Danach ging jeder seiner eigenen Wege und nutzte die Zeit für sich. Ich bummelte noch durch die Stadt und an der Promenade entlang, genoss hier die quirlige Atmosphäre der vielen Händler und schaute den Brückenspringern bei ihren wagehalsigen Sprüngen zu. Die obligatorischen Fotos machte ich bei einem herrlichen Sonnenuntergang. Als wir uns zum Abendessen trafen fing es an zu Regnen. Das erste Mal während der ganzen Zeit unserer Wanderung, hatten wir ein Glück. Aber auch jetzt tat es dem letzten Tag keinen Abbruch. Wir hatten ein Restaurant direkt am Rio Douro gefunden und ließen unsere gemeinsame Zeit nochmal Revue passieren. Es wurde ein schöner kurzweiliger und vor allem lustiger Abend, denn jeder hatte mindestens ein zwei Episoden zum Besten gegeben. Es war eine super Zeit, die ich nicht missen möchte. An dieser Stelle nochmal ein großes Lob an unsere liebe Susanne, die uns mit ihrer top Vorbereitung, ihrem Organisationstalent und ihrer Gelassenheit einen unvergesslichen Urlaub ermöglichte.

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen. Wir flogen zurück nach Deutschland und am anderen Tag hatte uns der Alltag wieder.

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